Elantris – Rezension #5
Elantris war einst die Hauptstadt des Reichs Arelon. Majestätisch, legendär, und (im wahrsten Sinne des Wortes) strahlend war es die Stadt, in der die unsterblichen Magier Arelons Wunder wirkten und regierten. Das Beste: Jeder konnte einer dieser Magier werden durch eine mysteriöse Verwandlung, die Menschen durch Zufall traf.
Bis die Magie plötzlich verschwand. Elantris hörte auf zu strahlen und war stattdessen mit einem schwarzen Schleim überzogen. Die Elantrier verloren ihre Kräfte und sahen fortan aus wie Zombies mit dunklen Flecken auf der grauen Haut.
Die Handlung beginnt zehn Jahre nach dem Verschwinden der Magie, als sich Kronprinz Raoden über Nacht verwandelt. Er wird für tot erklärt und nach Elantris verbannt. So erfährt er am eigenen Leib, was es heißt, ein Elantrier zu sein.
Kurz darauf trifft Prinzessin Sarene von Teod am Königshof in Kae, der neuen Hauptstadt Arelons, ein, um Raoden zu heiraten und so ein Bündnis der Königreiche zu besiegeln. Bei ihrer Ankunft erfährt sie von Raodens „Tod“, der sie jedoch nicht von ihrem Ehevertrag befreit. Nun als Witwe an den Hof gebunden, wittert sie Intrigen und nimmt kurzerhand die Ermittlungen auf.
Außerdem folgt die Handlung noch Hrathen, dem Priester einer brutalen Religion, dessen Mission es ist, Arelon zu bekehren. Er ist zunächst mit Eifer und Geschick bei der Sache, bis ihn nach und nach seine Vergangenheit einholt und er an seiner Mission und seinem Glauben zu zweifeln beginnt.
Meine Meinung: 5/5 Sternen
Ein durchdachtes und einzigartiges Magiesystem, tiefgründige Charakter und eine fantastische Welt – für all das ist Brandon Sanderson mittlerweile bekannt. Umso erstaunlicher ist es, dass Elantris sein Debütroman ist (wenn auch nicht der erste, den er geschrieben hat).
Raoden ist nicht der klassische, verwöhnte Prinz, dem plötzlich ein böses Schicksal widerfährt. Schon vor seiner Verwandlung hat er sich stets um das Wohl der Bevölkerung gesorgt und im Stillen gegen seinen Vater rebelliert. Zwar ist er zunächst geschockt, als er nach Elantris verbannt wird, beginnt aber schon sehr bald, die Situation dort zu verbessern. Zum Beispiel indem er versucht, für Nahrung zu sorgen. Denn Elantrier müssen zwar nicht essen, um zu überleben, spüren aber dennoch einen nie verschwindenden Hunger.
Sarene hat es in sich. Nach außen passt sie sich den Erwartungen des Königs an und spielt die dumme Prinzessin, gleichzeitig interessiert sie sich für Politik und die Geschehnisse in der Stadt. Sie kämpft gegen die Mission von Hrathen, um die völlige Tyrannei seiner Religion und dessen Oberhaupt zu verhindern, und macht ihm regelmäßig einen Strich durch seine Pläne. Nebenbei bringt sie den Hofdamen das Fechten bei.
Hrathen. Strenggläubiger Missionar, seine Religion ist die einzig richtige, bla bla. Er schreckt nicht davor zurück, Unschuldige für seine Zwecke zu nutzen, auch wenn er weiß, dass es nicht richtig ist. Ich möchte ihn jedenfalls nicht als politischen Gegner haben. Aber er ist einfach unglaublich gut geschrieben. Besonders in der zweiten Hälfte kann man einfach nicht anders, als mit ihm zu fühlen. Er ist keineswegs ein Held, aber auch nicht das pure Böse, wie man zu Beginn vielleicht meinen möchte.
Über die Magie an sich kann ich leider nicht allzu viel sagen, ohne zu spoilern. Sie wirkt durch eine Art Runen, die mit Licht in die Luft gezeichnet werden. Nur Elantrier können sie nutzen und nur Bürger aus Arelon (oder den Grenzregionen) können Elantrier werden.
Ich kann Elantris jedenfalls nur empfehlen, für Fantasy-Fans sowieso. Aber Vorsicht: Auch wenn es ein alleinstehender Roman ist, ist er Teil von Sandersons Cosmere-Universum, in dem auch die Reihen „Die Nebelgeborenen“ und „Die Sturmlicht Chroniken“ spielen.
Rezension geschrieben von Angelika Schneider
Bildquelle Beitragsbild: Angelika Schneider