Nackt über Berlin – Rezension #40

Mitgegangen, mitgefangen …

Klappentext: Jannik und Tai, von ihren Mitschülern liebevoll Fetti und Fidschi genannt, sind zwei ganz normale Siebzehnjährige. Bis sie eines Tages ihren sturzbetrunkenen Rektor auf der Straße auflesen und in seiner eigenen Wohnung einsperren.

Aus dem Scherz wird ganz schnell eine handfeste Entführung. Tai genießt es, Gott zu spielen und zwingt den Lehrer zu einem Seelenstriptease. Ein Höllentrip für Jannik, der sowieso mit seiner zarten Verliebtheit zu Tai ringt. Er muss handeln …


„Janni?“

Mama sah perplex auf meine Kostümierung. Papa starrte auf die Kondome, dann auf meinen nackten Bauch.

„Wo kommst du denn her?“, fragte er sichtbar irritiert.

„Na von Tai“, antwortete ich ungeschickt.

„Und warum bist du nackt?“, fragte Mama.

„Und was soll das da?“, fügte Papa hinzu und deutete auf die Gummis.

„Die hab ich von Dr. Seitzer“, erwiderte ich und wusste, dass auch diese Antwort sie nicht befriedigen würde. Dann gab ich mir einen Ruck.

„Papa, Mama, mir wurde mein Fahrrad geklaut, Dann bin ich beim Schwarzfahren erwischt worden und vor der Polizei weggerannt, und außerdem …“

Ich schob die Brust raus, nahm Haltung an und lächelte meinem Vater ins Gesicht.

„… außerdem bin ich schwul.“

Axel Ranisch

Mit viel Witz und Charme und dennoch auf eine sehr authentische Art und Weise erzählt Axel Ranisch, den ich bisher nur nebenbei aus der Krimiserie „Zorn“ kannte, die Coming-of-Age-Geschichte von Jannik.

Ich würde mir wünschen, dass dieses Buch, ähnlich wie „Tschick“ von Wolfgang Herrndorf, verfilmt wird und Einzug in die Schullektüre hält. So werden neben Mobbing und Outing auch eine Schülerin-Lehrer-Beziehung und der Selbstmord einer Mitschülerin thematisiert. Und wer mit dem Gedanken spielt, seinen Lehrer oder seine Lehrerin einmal ordentlich auszuquetschen, erfährt hier, wie schnell man an seine physischen und psychischen Grenzen kommen und welche Konsequenzen das für alle Beteiligten haben kann.

Rezension geschrieben von Annika Lippold

Bildquelle Beitragsbild: Annika Lippold

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